Heike Zimmermann

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21.03.2022 | Heike Zimmermann

"Wir haben Rücken" oder "Das Kreuz mit dem Kreuz"

Für viele Menschen sind Rückenschmerzen etwas ganz Normales, etwas das zum Leben dazugehört.


Das Bewegungssystem unseres Körpers bietet von Natur aus die Möglichkeit, 100% unserer Gelenkwinkel zu nutzen. Die allermeisten Menschen setzen im Alltag aber nur ca. 10% davon ein - bedingt durch eher sitzende, einseitig belastende, routinierte Tätigkeiten in unserem modernen Leben

Aber wir haben körperlich immer noch die genetische „Grundausstattung“ eines Jägers und Sammlers und sind letztendlich selbst die verantwortlichen Baumeister unserer Muskeln und Faszien.

Nutzen wir nun dauerhaft weniger als von der Natur vorgesehen die möglichen  Gelenkbewegungen aus, so bleibt das nicht ohne Konsequenzen.

Denn unser Körper ist für Bewegung, nicht aber für dauerhaftes Sitzen gemacht.

All das, was wir selten nutzen, verschleißt oder rostet ein. Auf den Körper projiziert heißt das: Es entwickeln sich Verkürzungen und Unnachgiebigkeiten.

Jeder Knorpel und jede Bandscheibe werden über Druck und Zug ernährt. Ist dieser Druck zu einseitig, dann findet eine schlechtere Durchblutung und damit eine ungenügende Versorgung der Bandscheiben statt. Faszien stellen sich auf Kürze ein, verfilzen und das Gewebe wird zunehmend unflexibler. Es können „Kreuzschmerzen“ entstehen.

Anders ausgedrückt: Wenn wir nur einen kleinen Teil der Bewegungsmöglichkeiten unseres Körpers nutzen, werden unsere Muskeln und Faszien nicht mehr in vollem Umfang bewegt und gedehnt. Sie werden mit der Zeit immer unnachgiebiger und "rosten" ein.

Nehmen wir das Beispiel Sitzen, denn wir sitzen den allergrößten Teil des Tages: Am (Schreib-)Tisch, im Sofa, im Auto, auf dem Radl, oft sogar im Schlaf, wenn wir auf der Seite mit angezogenen Knien liegen.

In dieser Position werden die Muskeln und Faszien im vorderen Bereich des Körpers nicht mehr gestreckt. Sie passen sich dieser Haltung nach und nach an, werden unnachgiebiger und kürzer. Wollen wir uns dann nach dem Sitzen wieder hinstellen, kann der Körper die nötige Streckung nicht mehr einfach so mitmachen.

Die Ursache für Rückenschmerzen liegt meistens vorn.

Dh. wir haben nun durch die muskulär-fasziale Verkürzung im vorderen Körper eine entsprechende Zugkraft nach vorn. Um sich trotzdem gerade aufrichten zu können, gleicht der Körper durch die Muskeln und Faszien im Rücken aus. Er baut hier eine Gegenspannung auf. Nun haben wir sowohl im vorderen, wie auch im hinteren Körperbereich eine deutlich größere Zugkraft durch die überhöhte muskulär-fasziale Spannung. Diese presst nun Gelenkflächen und Wirbelflächen so stark aufeinander, dass Verschleiß an Knorpel, Bandscheiben und Knochen entstehen kann.

Aber unser Körper ist sehr intelligent und sorgt gut für uns:

In unseren Körpergeweben sitzen überall Rezeptoren die Druck- und Zugspannungen an das Gehirn weiterleiten. Berechnet das Gehirn nun aus diesen Informationen, eine Belastung der Gelenke oder Wirbelsäule, die größer ist, als die Reparaturfähigkeit des Körpers, wird ein Schmerz in dem jeweiligen Bereich des Körpers eingeschaltet, der die schädigende Bewegung verhindern soll. D.h. der Schmerz "alarmiert" den Betroffenen. Er sagt uns, "bitte mach nicht weiter wie bisher, um den Verschleiß, die mögliche Schädigung an dieser Struktur zu stoppen.“

Ein Beispiel: Wir richten den Oberkörper plötzlich auf. Als Reaktion darauf wird die Vorderseite extrem angespannt, um die Rückseite zu schützen. Hinten schießt ein starker Schmerz ein: der klassische Hexenschuss. Gut gemeint vom Körper und als Verletzungsschutz gedacht, aber sehr schmerzhaft für den Betroffenen

Eine sehr wichtige Erkenntnis von Liebscher & Bracht ist, dass Schmerzen meist unabhängig von Schädigungen entstehen und daher auch trotz vorhandener Schädigung beseitigt oder zumindest deutlich reduziert werden können.

Was können Sie tun?

Nutzen Sie die uns gegebenen Bewegungs- und Gelenkwinkel bestmöglich aus. Gehen Sie so oft wie möglich in sogenannte Gegenbewegungen. Nehmen Sie z.B. im Stand die Hände auf das Gesäß, schieben Sie die Leisten vor und überstrecken Sie sich. Eine wunderbare ausgleichende Bewegung zum Sitzen.

Beim Gehen und Laufen können Sie auf die Dehnung des Hüftbeugers achten. Vor allem auch, wenn Sie am Rollator gehen. Sie können diesen wunderbar als Trainingsgerät zur Befreiung der Hüfte und des Rückens einsetzen.

Beim Joggen wäre es gut, darauf zu achten, nicht auf dem Vorfuß oder gar auf den Zehenspitzen zu laufen, denn dadurch wird der Hüftbeuger noch mehr verkürzt. Versuchen Sie zudem in Rückenlage oder Bauchlage auf einer möglichst festen Matratze zu schlafen

In meinen Kleingruppen-Kursen machen wir genau solche Bewegungen und Dehnungen  miteinander, wie wir sie in unserem Alltag normalerweise (nicht mehr) machen.  Wir dehnen und bewegen unseren Körper in alle uns möglichen Richtungen und merken, wie wir dabei immer beweglicher und schmerzfreier werden.

Übrigens: Beim Dehnen werden ähnlich viele Glückshormone ausgeschüttet wie beim Tanzen.

Ein Einstieg in die Gruppen, die in Bruckmühl-Götting, im Exaktaktiv Rosenheim und auch online stattfinden, ist jederzeit möglich. Sehr gern kümmere ich mich auch in einem Einzeltermin um Ihren Schmerz-Zustand. Sprechen Sie mich einfach an. Ich freu mich auf Sie!

Weitere Informationen finden Sie unter:
heike-zimmermann-bruckmühl.de

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